Der Unternehmensjuristenkongress 2024 in Berlin legte einen besonderen Schwerpunkt auf die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) im Rechtswesen. Expertinnen aus Politik, Wirtschaft und Recht diskutierten die Chancen und Herausforderungen, die sich aus dem Einsatz von KI und neuen regulatorischen Rahmenbedingungen wie dem KI-Gesetz ergeben.
Warum Künstliche Intelligenz das Rechtswesen revolutioniert
Künstliche Intelligenz verändert das Rechtswesen in vielerlei Hinsicht. Sie ermöglicht es Jurist:innen, große Datenmengen schnell zu analysieren und zu verarbeiten – Aufgaben, die manuell Tage dauern würden, erledigt KI in Minuten. Diese Effizienzsteigerung ist ein großer Vorteil für die Branche. Doch gleichzeitig stellt der Einsatz von KI auch neue Anforderungen an Unternehmen, besonders im Hinblick auf rechtliche Regelungen und Transparenz.
KI als Game Changer in der juristischen Praxis
Vor dem Hintergrund zunehmender Regulierung wurde KI als potenzieller Game Changer für die Rechtspraxis identifiziert. Insbesondere in Bereichen wie dem Berichtswesen und der Bewältigung der Gesetzesflut könnte KI unterstützen, indem administrative Prozesse beschleunigt und effizienter gestaltet werden. Es wird jedoch betont, dass die Digitalisierung vorangetrieben und klare KPIs entwickelt werden müssen, um den Einsatz von KI zu optimieren.
KI-Gesetz: Der AI Act und die rechtlichen Rahmenbedingungen für KI
Ein zentrales Thema war der AI Act, der von der Europäischen Union auf den Weg gebracht wurde, um den Einsatz von KI in verschiedenen Bereichen zu regulieren. Ziel des AI Act ist es, Sicherheit, Transparenz und Verantwortlichkeit beim Einsatz von KI-Systemen zu gewährleisten. Insbesondere für Unternehmen bedeutet dies eine strengere Überwachung und Einhaltung von Vorschriften, vor allem bei KI-Systemen, die als „hochriskant“ eingestuft werden.
Auswirkungen des AI Act auf Unternehmen
Es wurde betont, dass Unternehmen sicherstellen müssen, dass ihre KI-Systeme den neuen rechtlichen Anforderungen entsprechen, um rechtliche Risiken zu minimieren. Dazu gehören beispielsweise die Dokumentation der Algorithmen und eine klare Darstellung der Entscheidungsprozesse, um potenzielle Diskriminierung und andere negative Folgen zu vermeiden. Das KI-Gesetz zwingt Unternehmen, ihre AI Governance und internen Compliance-Strukturen zu überdenken und entsprechend anzupassen.
Der Data Act: Datenzugang und Transparenz
Neben dem AI Act stand auch der Data Act im Mittelpunkt der Diskussionen. Dieser soll den Zugang und die Weitergabe von Daten regeln, um eine faire Datennutzung in der digitalen Wirtschaft zu ermöglichen. Der Data Act betrifft insbesondere Unternehmen, die vernetzte Produkte nutzen oder entwickeln, da hier besondere Anforderungen an den Zugang und die Weitergabe von Daten gestellt werden. Ein zentraler Punkt ist, dass Unternehmen bereits beim Kauf eines Produkts die Bedingungen für den Zugang zu Daten vertraglich regeln müssen. Dies betrifft sowohl personenbezogene als auch nicht personenbezogene Daten. Der Gesetzgeber verlangt, dass in diesen Verträgen konkrete Verwendungszwecke und Einschränkungen klar definiert werden, z.B. bei Sicherheitsrisiken oder bei der Weitergabe an Unternehmen wie Google oder Meta, die als so genannte „Gatekeeper“ fungieren. Auch das Datenschutzgesetz erwartet von Unternehmen rechtlich verankerte Maßnahmen, um den Zugang zu Daten zu regeln, während ein Anspruch auf Herausgabe von Daten in vielen Fällen nicht vorgesehen ist.
AI Governance und die Rolle von Menschen im KI-Zeitalter
Ein weiterer Fokus lag auf AI Governance und der Integration von Datenschutz und KI. Es wurde betont, dass Unternehmen interdisziplinäre Teams und klare Strukturen benötigen, um KI rechtssicher einzusetzen. Playbooks und standardisierte Prozesse könnten hier als Leitfaden dienen, um Risiken zu minimieren und die Zusammenarbeit zwischen KI- und Datenschutzteams zu verbessern.
Menschliche Fähigkeiten bleiben entscheidend
Ein zentrales Thema war die Frage, wie Soft Skills wie Verhandlungsführung trotz Automatisierung durch KI wichtig bleiben. Laut McKenzie können Maschinen zwar Argumente aufbereiten, aber die zwischenmenschlichen Aspekte einer Verhandlung – wie etwa der Aufbau von Vertrauen – bleiben die Domäne des Menschen. KI könne juristische Prozesse unterstützen, jedoch nicht das menschliche Verhandlungsgeschick ersetzen.
In einer Keynote wurden die Risiken und Grenzen von Sprachmodellen (LLMs) diskutiert. Diese können Fehler bei der Generierung von Inhalten machen, was in juristischen Kontexten schwerwiegende Folgen haben kann. Zudem seien viele Modelle nicht ausreichend auf die deutsche Fachsprache trainiert. Unternehmen müssen daher sicherstellen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die Kompetenz verfügen, KI-generierte Inhalte kritisch zu prüfen.
KI und menschliches Gehirn: Unterschiedliche Denkweisen
Ein weiteres spannendes Thema des Kongresses war der Vergleich zwischen KI und dem menschlichen Gehirn. Es wurde betont, dass Ideen und Wissen nicht durch das Internet oder KI geschaffen werden können – Menschen denken in Konzepten, während Maschinen lediglich lernen. Aber während Maschinen lernen, verstehen Menschen, und dieses Verständnis bleibt tief verankert, auch wenn das Gelernte vergessen wird. „Regeln brechen“ und querdenken ist eine menschliche Eigenschaft, die Maschinen nicht besitzen. Maschinen werden darauf trainiert, bestimmte Aufgaben zu erfüllen, während Menschen in der Lage sind, in kürzester Zeit kreative Lösungen zu entwickeln.
Ein anschaulicher Vergleich ist der Taschenrechner: Wenn man die gleiche Rechnung fünf Mal durchführt, kommt immer das gleiche Ergebnis heraus. Eine KI hingegen könne fünf verschiedene Ergebnisse liefern, was die Frage aufwerfe, ob man sich auf solche Systeme immer verlassen könne. Maschinen hinterfragen nicht und wiederholen oft unreflektiert die gleichen Muster, während der Mensch aus seinen Fehlern lernt und sich ständig weiterentwickelt.
Fazit: KI als Werkzeug, Mensch als Entscheider
Der Unternehmensjuristenkongress hat deutlich gezeigt, dass KI die juristische Arbeit revolutionieren kann. Ebenso deutlich wurde aber auch, dass menschliche Fähigkeiten wie Verstehen, Verhandeln und Innovation im Vordergrund bleiben. KI ist ein wertvolles Werkzeug, aber der menschliche Verstand bleibt in der Rechtswelt unersetzlich.
Weiterführende Informationen zum Kongress Unternehmensjuristenkongress (buj-verband.de).
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